Wieder unten angelangt, stoßen wir die schwere Pforte zur Kirche auf. Der Innenraum überrascht. »Der Bau des Münsters wurde während der Reformation unterbrochen. Das katholischprunkvolle Chorgewölbe war allerdings gerade zuvor fertiggestellt worden. Es wird vermutet, dass der Staat Bern es vom obrigkeitlich organisierten Bildersturm ausnahm, weil er selber für dieses finanziell aufgekommen war. Vielleicht hingen die wunderschön bemalten Steinfiguren aber auch einfach zu hoch oben. Das macht das Berner Münster im Chorbereich zu einer ungewohnt opulenten reformierten Kirche.«
Der Bär darf in Bern nicht fehlen
Unter den Kastanienbäumen der Münsterplattform gönnen wir uns eine kleine Erfrischung und genießen dazu den Blick auf die Aare und die Kirchenfeldbrücke. »Schaut mal dort drüben«, macht uns Martin aufmerksam. Es herrscht heiteres Treiben. Menschen unterschiedlichsten Alters unterhalten sich beim Spiel. Einige rauchen. »Hier treffen sich Banker, Studenten und Politiker zum Pétanque.« Wir beobachten sie eine Weile und sind perplex, wie frei sich in der Schweiz Personen des öffentlichen Lebens bewegen können. Auch wir bewegen uns weiter. Mit dem bestimmt schrulligsten Transportmittel der Stadt: Das Senkeltram, ein historischer Personenaufzug, befördert uns für einen Fahrpreis von CHF 1,20 pro Person binnen Sekunden ins 31 Meter tiefer gelegene Mattenquartier, von wo aus wir zum Bärengraben spazieren, der heute Bärenpark heißt. »Schon vor gut 450 Jahren hielten sich die Berner ihre Namensgeber und Wappentiere als Attraktion in einem Graben. Was wir jetzt besichtigen, ist bereits die vierte Anlage. Sie wurde 1857 eingeweiht und 2009 durch eine über 6 000 Quadratmeter große Freianlage ersetzt«, versorgt uns Martin mit Hintergrundwissen. Zum Glück, denken wir, denn so drollig früher Meister Petz in seinem Lochgefängnis auch zu betrachten war, so entwürdigend und artfremd wurden die Tiere während Jahrhunderten gehalten.